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Schichtarbeit: Erklärung, Folgen und Tipps

Rechtskonform und zeitsparend: Das ist die Arbeitszeiterfassung mit Factorial. Alles zum Factorial Zeitmanagement
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8 Minuten Lesezeit

In manchen Branchen ist sie nicht wegzudenken: die Schichtarbeit. Vor allem im Gesundheitswesen, aber auch im öffentlichen Verkehr oder bei der öffentlichen Sicherheit muss ein Betrieb rund um die Uhr gewährleistet sein. Für die Beschäftigten im Schichtdienst kann dies eine große Belastung darstellen.

Eine gute Schichtplanung durch die Arbeitgebenden und die Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten sind daher wichtig. Damit Vorgesetzte auf der sicheren Seite sind, haben wir im folgenden Artikel alles Wichtige zum Thema Schichtarbeit zusammengestellt.

Key Facts

  1. Bei der Schichtarbeit wird die Arbeitszeit in verschiedene Zeitabschnitte, so genannte Schichten, eingeteilt. Sie kommt insbesondere in Branchen mit 24-Stunden-Betrieb oder langen Öffnungszeiten vor.
  2. Etwa 17 Millionen Arbeitnehmende in Deutschland arbeiten im Schichtdienst.
  3. Schichtarbeit, insbesondere Nachtarbeit, führt zu Schlafstörungen, chronischen Erkrankungen und psychischen Störungen. Langfristig können auch das Unfallrisiko, Übergewicht, Diabetes und eine verkürzte Lebenserwartung zunehmen.

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Was bedeutet Schichtarbeit?

Schichtarbeit ist eine Arbeitsform, bei der die Arbeitszeit in verschiedene Zeitabschnitte, so genannte Schichten oder Dienste, aufgeteilt wird. Dies ist vor allem in Branchen der Fall, in denen ein 24-Stunden-Betrieb oder zumindest ein über die üblichen Bürozeiten hinausgehender Betrieb sichergestellt werden muss, wie z. B. im Einzelhandel.

Da nach den Regelungen des Arbeitszeitgesetzes natürlich nicht rund um die Uhr gearbeitet werden darf, werden die aktiven Betriebszeiten in verschiedene Schichten eingeteilt, die jeweils von unterschiedlichen Beschäftigten ausgeführt werden.

Schichtarbeit wird auch Schichtdienst genannt.

Wie viele Menschen arbeiten in Deutschland im Schichtdienst?

Laut Techniker Krankenkasse arbeiten etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland in Schichtarbeit, davon 3,5 Millionen Menschen regelmäßig in Nachtarbeit. Bei etwas mehr über 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland sind das eine ganze Menge.

Insgesamt hat die Schichtarbeit nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes zugenommen. Das liegt sicher auch daran, dass die Öffnungszeiten in vielen Branchen ausgeweitet wurden. Wer erinnert sich nicht: Vor einigen Jahren hatten Supermärkte samstags gar nicht oder nur bis mittags geöffnet. Heute haben fast alle großen Supermarktketten samstags genauso lange geöffnet wie werktags.

Nach Angaben des Gewerkschaftsbundes arbeiteten 1992 beispielsweise nur 15,5 Prozent der Beschäftigten zwischen 18 und 23 Uhr. Im Jahr 2016 waren es bereits 25,2 Prozent. Mittlerweile dürfte die Zahl noch höher liegen.

Typische Branchen mit Schichtarbeit

Typische Branchen, in denen im Schichtsystem gearbeitet wird, sind:

  • Krankenhäuser
  • Gastronomie
  • Feuerwehr
  • Polizei
  • Produktion/Fertigungsbetriebe, z. B. Automobilindustrie
  • Transport/Öffentlicher Nahverkehr
  • Kundendienste

Welche Schichtmodelle gibt es?

Schichtsysteme werden in verschiedenen Modellen, sogenannten Schichtmodellen, organisiert. Welches Modell in einem Betrieb angewendet wird, hängt oft davon ab, ob es sich um einen 24-Stunden-Betrieb handelt oder um einen Betrieb, in dem die Arbeitszeit z. B. von 8.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends geht (wie häufig im Einzelhandel).

Die Einteilung der Modelle erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien.

Nach der Durchlaufzeit unterscheidet man

  • das vollkontinuierliche Modell (24/7-Betrieb),
  • das teilkontinuierliche Modell mit Nachtarbeit (meist 5-Tage-Woche mit Nachtarbeit) und
  • das teilkontinuierliche Modell ohne Nachtarbeit (5-Tage-Woche ohne Nachtarbeit).

Nach der Anzahl der Schichten unterscheidet man

  • das 2-Schichtsystem (Früh- und Spätschicht)
  • das 3-Schichtsystem (Früh-, Spät- und Nachtschicht für 24-Stunden-Betrieb; dieses Modell wird auch Wechselschichtmodell genannt)
  • und das 4-Schichtsystem, was beispielsweise zum Einsatz kommt, wenn es tarifvertragliche Höchstarbeitszeiten gibt.

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Schichtmodellen finden Sie in unserem Artikel auf dem Factorial-Blog zum Thema.

Welche Regelungen im Arbeitsrecht gibt es zur Schichtarbeit?

Insbesondere bei der Schichtarbeit ist es enorm wichtig, sich mit den Arbeitszeitgesetzen auszukennen, da es hier besonders schnell zu Verstößen kommen kann.

Folgende Gesetze sind in diesem Zusammenhang zu beachten:

Begrenzung der Arbeitszeit

Nach § 3 Arbeitszeitgesetz darf die tägliche Arbeitszeit acht Stunden nicht überschritten werden. Ausnahmsweise darf die tägliche Arbeitszeit mehr als acht Stunden, höchstens jedoch zehn Stunden, betragen, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden eingehalten werden.

Ruhepausen

Es gelten folgende Pausenregelungen:

  • Bei Arbeitszeiten von 6 bis 9 Stunden besteht ein Anspruch auf eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten.
  • Bei einer Arbeitszeit von mehr als 9 Stunden liegt dieser bei mindestens 45 Minuten (§ 4 ArbZG).

Hinweis: Oftmals liegen die vertraglich vereinbarten Pausenzeiten jedoch deutlich höher. So haben viele Beschäftigte eine Mittagspause von einer Stunde bei einer Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag. Vorgesetzte dürfen die Pausenzeiten erhöhen. Was sie nicht dürfen, ist die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestzeiten zu unterschreiten.

Ruhezeiten

Darüber hinaus müssen zwischen zwei Schichten mindestens elf Stunden Ruhezeit liegen.

Ausnahmen gibt es allerdings für bestimmte Branchen. Dazu gehören laut § 5 ArbZG:

  • Krankenhäuser und anderen Einrichtungen zur Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen
  • Gaststätten und anderen Einrichtungen zur Bewirtung und Beherbergung
  • Verkehrsbetriebe
  • Rundfunk
  • Landwirtschaft und Tierhaltung

Hier darf diese Ruhezeit um eine Stunde verkürzt werden, wenn diese innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von vier Wochen durch Verlängerung einer anderen Ruhezeit auf mindestens zwölf Stunden ausgeglichen wird.

Eine weitere Ausnahme betrifft die Rufbereitschaft. Die elfstündige Ruhezeit kann in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, die der Behandlung, Pflege oder Betreuung von Personen dienen, verkürzt werden, wenn während der Rufbereitschaft gearbeitet wird. Das gilt aber nur, solange das nicht mehr als die Hälfte der Ruhezeit betrifft. Die fehlende Ruhezeit muss später nachgeholt werden.

Nachtschicht

Das Arbeitszeitgesetz § 2 ArbZG definiert ganz genau, was unter Nachtarbeit zu verstehen ist.

Arbeitszeiten gelten dann als Nachtarbeit, wenn

  • die Arbeitnehmenden regelmäßig mindestens zwei Stunden nachts arbeiten
  • die Arbeitszeit in die Zeit zwischen 23 und 6 Uhr fällt.

Ausnahme: Für Bäckereien und Konditoreien gelten andere Zeiten. Hier ist die Nachtzeit von 22 bis 5 Uhr definiert.

Um als Nachtarbeitnehmende zu gelten, müssen Arbeitnehmende

  • an mindestens 48 Tagen im Kalenderjahr Nachtarbeit leisten oder
  • regelmäßig Nachtarbeit in Wechselschicht leisten.

Auch für Vorgesetzte gibt es spezielle Verpflichtungen, die Beschäftigten mit regelmäßiger Nacht- und Schichtarbeit gewährt werden müssen.

  • Regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen sind vorgeschrieben
  • Überstunden während der Nachtarbeit müssen innerhalb von vier Wochen ausgeglichen werden.
  • Wenn im Haushalt der Beschäftigten ein Kind unter 12 Jahren lebt, wenn Mitarbeitende pflegebedürftige Angehörige zu Hause haben oder wenn die arbeitsmedizinische Untersuchung ergibt, dass Nachtarbeit für die jeweiligen Beschäftigten gesundheitsschädlich ist, müssen Vorgesetzte diese auf einen Arbeitsplatz mit Tagarbeit versetzen.

Tipp: Gerade bei der Arbeit in Schichten kann die korrekte und rechtskonforme Arbeitszeiterfassung schnell überfordern. Factorial bietet eine digitale Zeiterfassung, die Mitarbeitende einfach und flexibel nutzen können – egal ob im Büro, unterwegs oder über die mobile App. Arbeitgebende profitieren von einem rechtskonformen System, das Arbeitszeiten transparent verwaltet, Abweichungen erkennt und bei Bedarf automatische Benachrichtigungen sendet.

Vorteile und Nachteile der Schichtarbeit

Natürlich kann Schichtarbeit auch Vorteile haben. Es gibt aber ebenalls viele Nachteile. Im Folgenden wollen wir die verschiedenen Vorteile, aber auch die Herausforderungen dieses Arbeitszeitmodells betrachten, bevor wir uns näher mit den Auswirkungen auf die Gesundheit und einer guten Schichtplanung befassen.

Stärken der Schichtarbeit

  • Flexibilität: Es liegt auf der Hand, dass Schichtarbeit den Unternehmen mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Betriebsabläufe bietet. In bestimmten Branchen, wie z. B. im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Verkehr, ist ein Betrieb rund um die Uhr zwingend erforderlich. Das heißt auch, dass Betriebe gar keine andere Wahl haben als den Betriebsablauf über das Schichtsystem zu gestalten.
  • Zusätzliche Vergütung: Doch auch für Arbeitnehmende kann die Arbeit in Schichten lohnen: Sie profitieren häufig von Schichtzulagen oder sogar gesetzlich vorgeschriebenen Nacht- und Feiertagszuschlägen, die das Einkommen erhöhen können.
  • Flexible Arbeitsgestaltung: Manche Menschen schätzen unkonventionelle Arbeitszeiten. So haben Arbeitnehmende, die im Schichtsystem arbeiten, unter der Woche oft frei und damit tagsüber Zeit für private Termine oder Erledigungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten.

Herausforderungen im Rahmen der Schichtarbeit

  • Gesundheitliche Belastung: Es ist wissenschaftlich gesichert, dass die Arbeit im Schichtdienst eine enorme gesundheitliche Belastung für Arbeitnehmende darstellt. Dazu ausführlicher mehr im nachfolgenden Abschnitt.
  • Schwierigkeiten bei der Work-Life-Balance: Gerade für Eltern können unregelmäßige Arbeitszeiten eine Herausforderung darstellen, z. B. wenn die Kinder immer zur gleichen Zeit von der Kita abgeholt werden müssen, die Schließzeiten aber mit dem Spätdienst kollidieren.
  • Unregelmäßige Arbeitszeiten: Es gibt Menschen, die sich über ungewöhnliche und unregelmäßige Arbeitszeiten freuen. Vielen sind sie allerdings ein Dorn im Auge. Vor allem Nachtarbeit ist bei vielen Arbeitnehmenden unbeliebt.

Auswirkungen der Schichtarbeit auf die Gesundheit

Schichtarbeit wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Das ist erwiesen. Insbesondere die Nachtarbeit, und hier vor allem die Dauernachtarbeit, ist schwer belastend für die jeweiligen Beschäftigten. Nach Erkenntnissen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erhöht Nachtarbeit das Risiko für chronische Krankheiten, Schlafstörungen und psychische Erkrankungen, da sie den natürlichen Rhythmus stört. Studien zeigen, dass insbesondere Dauernachtarbeit mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie einem erhöhten Risiko für Krebs, Übergewicht und Diabetes sowie einem erhöhten Unfallrisiko verbunden ist.

Eine weitere Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigt, dass ein angehäuftes Schlafdefizit und die reduzierte Erholsamkeit des Schlafs zu Erschöpfung führen. Auf lange Sicht kann dieses Schlafdefizit und die daraus resultierende anhaltende Erschöpfung in einem Burnout resultieren. Zudem steigt, so die Studie, das Risiko für depressive Verstimmungen, Angststörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Schichtarbeit & Lebenserwartung: Erkenntnisse

Schichtarbeit wirkt sich sogar negativ auf die Lebenserwartung aus. Einige Studien sprechen hier sogar von einer um acht Jahre geringeren Lebenserwartung im Vergleich zu Personen, die nicht in Schicht arbeiten.

Auch eine aktuelle Harvard-Studie weist auf ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko hin: Bei Frauen, die länger als fünf Jahre im Schichtdienst arbeiteten, wurde ein um elf Prozent erhöhtes Sterblichkeitsrisiko festgestellt.

Die Bedeutung guter Schichtplanung

Menschengrechte Schichtplanung ist eine gesetzliche Pflicht

Wir wissen also, dass Schichtarbeit eine enorme gesundheitliche Belastung für die Beschäftigten darstellt. Dann schaffen wir die Schichtarbeit einfach ab? So einfach ist das leider nicht. Denn gerade im Gesundheitswesen oder auch bei der Feuerwehr oder bei der Polizei, die mit Lebenssituationen zu tun haben, die keine Bürozeiten kennen, ist es unabdingbar, dass wir einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb haben. Leider sind das auch immer wieder die Branchen, insbesondere in der Pflege, in denen die Menschen sehr schlecht bezahlt werden.

Die Vorgesetzten können natürlich die gesundheitlichen Belastungen der Schichtarbeit nicht ganz beseitigen, aber sie können dafür sorgen, dass diese so gering wie möglich gehalten werden. Das geht natürlich zum einen dadurch, dass sie ihre Mitarbeitenden sehr gut bezahlen, und zum anderen durch eine gute Schichtplangestaltung:

Eine gute Schichtplanung ist entscheidend für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität der Beschäftigten. Nach dem Arbeitszeitgesetz (§ 6 ArbZG) müssen Arbeitszeiten menschengerecht gestaltet werden, um Überlastungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen oder Stress zu vermeiden.

Die Schichtplanung sollte daher so gestaltet werden, dass die gesetzlichen Vorgaben des ArbZG, wie z. B. die täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeiten, Ruhezeiten und Pausenvorgaben, eingehalten werden.

Individuelle Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigen

Darüber hinaus sollten Arbeitgebende auch auf die einzelnen Beschäftigten und deren Lebenssituation eingehen. So sollte zum Beispiel bei Eltern mit Kindern darauf geachtet werden, dass diese weniger Nachtschichten leisten müssen. Bei Kindern unter 12 Jahren ist es (wie bereits erwähnt) gesetzlich vorgeschrieben, diese Mitarbeitenden auf einen Tagesarbeitsplatz zu versetzen.

Vergessen Sie aber auch nicht die Arbeitnehmenden ohne Kinder. Nur weil sie keine Kinder haben, heißt das nicht, dass sie alle Nachtschichten übernehmen müssen. Hier sollte ein ausgewogenes Verhältnis gefunden werden. Manche Menschen arbeiten gerne nachts, andere weniger gerne.

Hier zeigt sich einmal mehr, dass Kommunikation am Arbeitsplatz das A und O ist.

Schichtplanung leicht gemacht mit digitaler Software

Es liegt auf der Hand, dass die Schichtplanung gerade bei vielen Mitarbeitenden und vielfältigen Bedürfnissen schnell unübersichtlich werden kann. Mittlerweile sind die digitalen Hilfsmittel zur Unterstützung der Schichtplanung aber so gut, dass sie zu einem unverzichtbaren Begleiter in der Schichtplanung geworden sind.

Mit dem Schichtplanungstool von Factorial ist Ihre Schichtplanung unkomplizierter denn je. Vorgesetzte können die wöchentlichen Schichten einfach per Drag and Drop füllen – selbstverständlich unter Berücksichtigung der vertragliche festgelegten Arbeitsstunden. Änderung im Schichtplan? Arbeitnehmende werden direkt benachrichtigt und können auch eigene Anpassungen wie einen Schichttausch mit einem anderen Mitarbeitenden anfragen.

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Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.

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